Samstag, 3. September 2011

Also doch!

Der Spiegel berichtet: Das mit der Entwicklung ist Fifty-Fifty.

Der Artikel scheint damit nicht unbedingt auf dem neuesten Stand der Forschung, da hier eine Studie aus dem Jahr 2004 als Aufhänger dient - die Veröffentlichungsdaten der anderen beiden genannten werden erst gar nicht erwähnt - aber kündet doch Bahnbrechendes für uns Laien. Epigenetik! Die Gene sind da, aber sie werden erst durchs Anschalten wirksam. 50% nature also, 50% nurture. Letztendlich: Nichts Genaues weiß man nicht, wie das nun tatsächlich so läuft, aber irgendwas muss dran sein an der Sozialisation.

Als Anhängerin der 95% nurture-These runzeln sich mir allerdings die Augenbrauen angesichts dieser Textpassagen:

Bei den von den Müttern vernachlässigten Ratten war ein bestimmtes Gen, welches stressauslösende Hormone reguliert, mit besonders vielen sogenannten Methylgruppen gespickt und damit abgeschaltet.


Hm - und wie kommt es zu Produktion und Transport dieser Methylgruppen? Fürsorge durch Mama setzt Prozesse im Körper in Gang, durch die dann am Ende das Stress-Gen abgeschaltet wird. Ohne die Fürsorge kein Methyl. Aber ohne die Fähigkeit des Körpers, die Fürsorge in Methyl umzuwandeln, auch keine Genabschaltung. Also doch wieder alles physiologisch?

Auch hier ein ungelöstes Rätsel:

So gelang es einem Drittel von rund 200 in einer Langzeitstudie beobachteten Kindern des Geburtsjahrgangs 1955 auf der hawaiianischen Pazifikinsel Kauai, trotz schwierigster Startbedingungen, zerrütteter Elternehen, Suchtproblemen, Armut, später ein gefestigtes Leben zu führen. Sie zeigten sich resilient, widerstandsfähig gegen Widrigkeiten, und zwar durch Schutzmechanismen, die sich offenbar teilweise erlernen lassen.


Nur wo und wie?