Der TIP, ein Berliner Stadtmagazin, kündigt den Film in seiner Printausgabe so an:
Claude Berris Wohngemeinschaft, bestehend aus der Putzfrau Camille, dem Koch Franck, seiner einsamen Oma und dem großherzigen Stotterer Philibert, nährt die Hoffnung auf eine gerechtere und zärtlichere Gesellschaft.
Camille ist eigentlich neben ihrem Putzfrauendasein auch einsam und zudem noch magersüchtig, Franck ein Womanizer auf der Suche nach der wahren Liebe und manchmal aufbrausend, die Oma eine Pflanzenliebhaberin und auf Hilfe im Haushalt angewiesen, aber der Philibert, der sich über einen Job im Museumsshop finanziert und gern Theater spielt, der ist halt vor allem ein Stotterer.
Das erinnert mich an einen Abend zu dritt - eine Freundin besuchte mich und wir trafen eine Freundin, die ebenso wie ich stottert. Das einzige, was der nicht-stotternden Freundin im Anschluss an den Kneipenbesuch zur neuen Bekanntschaft einfiel, war: "Oh, sie stottert aber stark!" Als ob das ein Charakterzug wäre... Zuerst und am allerwichtigsten also: das Stottern, die Behinderung, dann kommt irgendwann der Rest der Person. Wer will s Menschen verdenken, die nicht mit Behinderungen zu tun haben, wenn schon die lieben Medien so eine Perspektive einnehmen?
Zum Film: Der bekam 2007 den Preis des BVSS-Forums "Goldene Glottis" zugestanden.
"Zuerst und am allerwichtigsten: das Stottern, die Behinderung, dann kommt irgendwann der Rest der Person. Wer will s Menschen verdenken, die nicht mit Behinderungen zu tun haben, wenn schon die lieben Medien so eine Perspektive einnehmen?"
AntwortenLöschenWir Betroffenen könnten beginnen und diese Persepktive korrigieren, oder?! ;-) Wir erfahren von Deiner Freundin auch nichts, außer daß "die ebenso wie ich stottert". Philibert dagegen wird immerhin als großherziger Stotterer angekündigt, als ein Stotterer mit mind. einer Eigenschaft.
Und - richten Filmpreise zum Thema Stottern nicht auch den Focus nur auf's Eine?
Hallo Karen,
AntwortenLöschenzu dem Kneipenabend: Es ging hier ja nicht darum, hier meine Freunde vorzustellen, sondern um ein deprimierendes Ereignis - da lernen sich zwei meiner Freundinnen kennen, ich freu mich, sie miteinander bekannt zu machen, und alles, was derjenigen ohne Stottern einfällt, ist, dass die andere stark stottert. Und das nach einigen Stunden intensiver Gespräche. Würde Dich das nicht enttäuschen?
Zum Fokus: Naja, dieser ganze Blog ist fokussiert aufs Stottern ;) Und jeder Preis richtet die Aufmerksamkeit auf das Eine - meistens die künstlerische Leistung, aber eben auch die besonders gelungene Darstellung von Einzelaspekten, zb eines Stotternden, der - selten genug - mal nicht als reine Witzfigur, sondern als ernstzunehmender Charakter gezeigt wird.