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Sonntag, 10. Mai 2009

Erfolgreiches Marketing

Eines von vielen Beispielen für gelungenes Marketing eigener Produkte ist die Zusammenarbeit von Prof. Katrin Neumann und Dr. Wolff von Gudenberg, wie hier im WDR beschrieben.

Nach 20-jähriger Therapie-Odyssee hat er 1996 die ursprünglich amerikanische Therapieform des „Fluency Shaping“ in Deutschland eingeführt und als Kasseler Stottertherapie (KST) weiter entwickelt.


Ist das "Fluency Shaping" tatsächlich eine Methode aus Amerika, bzw. den USA (Lateinamerika wird wahrscheinlich nicht gemeint sein)? Und wenn es zutrifft, dass Gudenberg 1996 mit seiner therapeutischen Arbeit begonnen hat, dann war zumindest Oskar Hausdörfer schon schneller. Sein Werk "Durch Nacht zum Licht" wurde bereits 1933 in 4. Auflage veröffentlicht, wie Arno Markmann schreibt.

Weiter aus dem WDR-Bericht:

Während Nicht-Stotterer beim Sprechen Gebiete in der linken Hirnhälfte aktivieren, sind es bei Stotterern Regionen in der rechten Hirnhälfte. Das Gehirn versucht, die Schwäche zu kompensieren. Nach einer erfolgreichen Stotter-Therapie, der Fluency-shaping-Therapie, konnten die Wissenschaftler bei den untersuchten Stotterern jetzt Aktivierungen im Gehirn nachweisen, die nun in linksseitigen Sprachgebieten lagen. Die Forscher werten dies als Beleg für die Effektivität einer dauerhaften Stottertherapie nach dem Fluency-shaping-Prinzip.


Über Effekte von Therapien nach dem Non-Avoidance-Ansatz gibt es leider noch keine naturwissenschaftlichen Befunde, insofern ist hier auch keine entsprechende Öffentlichkeitsarbeit möglich. Vielleicht haben solche Therapieansätze das auch gar nicht nötig?

Samstag, 9. Mai 2009

Therapieerfolg 2

Ulrich Natke hat die Kriterien einer seriösen und erfolgversprechenden Therapie folgendermaßen zusammengefasst:

Welche Stottertherapien sind seriös?
Seriöse Therapieangebote für Erwachsene unterscheiden sich von unseriösen Angeboten darin, dass
  • keine Heilung versprochen wird,
  • sie über eine ausreichende Dauer verfügen,
  • Übungen außerhalb des Therapieraumes stattfinden,
  • Wert auf die Übertragung des Erlernten in den Alltag des Patienten gelegt wird,
  • ein Nachsorgeprogramm über einen langen Zeitraum angeboten wird und
  • ein Programm für Rückfälle vorgesehen ist.

Samstag, 2. Mai 2009

Beruflich erfolgreich mit Stottern?

Der Anbieter der so genannten Kasseler Stottertherapie und Facharzt für Allgemeinmedizin, Alexander Wolff von Gudenberg, meinte gegenüber der Presse:

In den USA kann man trotz Stotterns sogar Professor werden. In Deutschland habe ich als Betroffener nicht einmal meine Zusatzqualifikation als HNO-Arzt machen können. (...) Wer eine Redeflussstörung hat, fällt in Deutschland durch alle Raster.


Zitat hier.

Das war allerdings vor drei Jahren, aus Anlass des Welttags des Stotterns.

Aber auch damals kannte ich schon einige erfolgreiche Stotterer, die ihre Berufe in Branchen wie Architektur, IT, Forschung und Lehre in Natur- und Kulturwissenschaften (ja, auch ein Universitätsprofessor darunter), Journalismus, Maschinenbau ausüben. Dann wären da noch Prominente wie F.C. Delius zb.

Ich habe mich schon oft gefragt, was es braucht, um als Stotterer trotzdem seinen Weg zu gehen. Ist es eine Frage der Schwere der Symptomatik? Ist es eine Frage des unterstützenden sozialen Umfelds, der sozialen Herkunft?

Vor Jahren gab es im Kieselstein, Organ der deutschen Selbsthilfe-Organisation BVSS e.V., einige Artikel zum Thema "Stottern und Beruf". Auffallend war da, dass es bei den Männern bei der Berufswahl offenbar kein größeres Problem darstellte, zu stottern. Anders bei den porträtierten Frauen. Aber: meine persönlichen Begegnungen in der Stotterer-Selbsthilfe sprechen eine andere Sprache. Von den wenigen Frauen, die frau im Verein antrifft, ist ein hoher Anteil sehr gut ausgebildet und auch dementsprechend beschäftigt.

Das deckt sich wiederum mit Erkenntnissen aus der Migrationsforschung: Frauen aus benachteiligten Gruppen sind besser ausgebildet als die Männer aus der gleichen Gruppe. Hm - und was ist mit Befunden der Elitenforschung? Frauen auf leitenden Positionen sind ebenfalls besser ausgebildet als ihre männlichen Kollegen und erbringen eine höhere Arbeitsleistung.

Verschiedene Rückschlüsse sind möglich:

* Stottern wirkt wie jede andere Benachteiligung bei Frauen ehrgeizfördernd.
* Erfolgsgeschichten von weiblichen Stotternden sind für den verantwortlichen Kieselstein-Redakteur uninteressant gewesen oder wurden einfach nicht eingesandt.
* Unter organisierten Stotterern finden sich überdurchschnittlich viele beruflich erfolgreiche Frauen.

Und was ist mit dem Faktor soziale Herkunft? Die erfolgreichen Frauen, die ich in der Szene der Selbsthilfe kennenlernte, würde ich aufgrund des sozialen Umfelds, in dem sie aufgewachsen sind, in die Kategorie Bildungsbürgertum einordnen. Sie wären also eh dort gelandet, wo sie nun gelandet sind - hatten allerdings durch das Stottern mehr Hemmnisse auf ihrem Berufsweg. Der von Soziologen so genannte Habitus, die persönliche Haltung, begünstigt die Verfolgung der eigenen Ziele.

Dagegen ist ein sozialer Aufstieg, das heißt: die Verbesserung der sozialen Position der Familie (ausgehend vom ausgeübten Beruf und von den Ressourcen der Eltern), mit einer Behinderung deutlich erschwert. Ich kenne keinen. Beeindruckt war ich von der Geschichte einer stotternden Migrantin in den USA, die den Aufstieg über ihr Medizinstudium schaffte - allerdings räumt sie ein, dass sie erst, als das schon geschafft hatte, ihr Stottern zeigte und daran arbeitete. Vorher vermied sie ihr Stottern erfolgreich.

Was sich wiederum deckt mit "Erfolgsgeschichten" solcher Art wie die von Anne Will: Jeder kann es schaffen, wenn er auf dem Weg zum Ziel sein Handicap verbirgt: also in der Zeit der Unsicherheit als "normal" durchgeht. Hm - daran sehe ich allerdings nichts Emanzipatives, im Gegenteil...

Freitag, 1. Mai 2009

Therapieerfolg

Was macht eine Therapie erfolgreich?

Erstmal ist der Erfolg natürlich davon abhängig, was die Stotternde erreichen will und wo sie steht. Wie schwer ist die Symptomatik? Wie sieht das gute Leben aus, das irgendwann mal Realität sein soll? Wie hoch ist der Leidensdruck?

Meiner Ansicht nach ist es dennoch simpel, so verschieden Stotternde auf Hilfesuche auch sein mögen: Stottern an sich ist nicht heilbar, aber angenehmes Stottern ist erlernbar.

Vorausgesetzt, der gute Wille ist da, sind 4 Faktoren ausschlaggebend:

- ein guter Therapeut
- mindestens ein zuverlässiger Trainingspartner (besser gleich mehrere!)
- ein Konzept, das zu meinem Alltag passt
- Regelmäßigkeit

Leider habe ich dazu (noch) keine Quelle zur Hand, aber irgendwo steht geschrieben, dass es letztlich egal ist, welche Sprechtechnik angewandt wird, die Hauptsache ist, dass überhaupt eine trainiert wird.

Reach Out - Olomouc

Reach Out: So nennt sich eine Initiative der International Stuttering Association. Ausstrecken will sich der Dachverband damit nach Stotterern, die in Ländern ohne eigene oder ohne sonderlich aktive Selbsthilfe-Organisation leben. Tschechien und die Slowakei gehören dazu. In Tschechien existiert seit 1998 der Verein Balbus o.s., der allerdings eher informell agiert und bis heute von wenigen Personen getragen wird.

Vergangenes Wochenende fand auf Initiative zweier langjähriger Aktiver ein Workshop in Olomouc statt: Eine Schauspielerin, die Stimm- und Sprechunterricht anbietet, stellte ihre Methoden vor. Dadurch, dass auch Frau Alena Peutelschmiedova, Dozentin für Logopädie an der Pädagogischen Fakultät Olomouc und Gründerin der Balbus o.s., an der Veranstaltung teilnahm, konnten einige fälschliche Darstellungen korrigiert werden. Insbesondere irritierte die Ansicht der Workshop-Leiterin, Stottern könne mit einer verbesserten Atmung begegnet werden. Del Ferro auf tschechisch?

In Deutschland ist die Del Ferro-Methode umstritten, in Tschechien als solche noch gar nicht bekannt, jedoch die zugrundeliegende Annahme einer falschen Atmung immer noch weit verbreitet. Nicht nur von wohlmeinenden Bekannten müssen sich Stotternde immer wieder den Rat anhören: Atme ruhig! Die meisten tschechischen Logopäden setzen bei der Atmung an, auch wenn etwa ein stotternder Musiker Hilfe sucht, der Fagott spielt und somit längst "richtig" atmet...

Donnerstag, 30. April 2009

Van Riper

Im Alter von 19 Jahren habe ich eine ambulante Einzeltherapie nach dem Ansatz von Charles Van Riper absolviert und habe bis heute nichts Besseres kennengelernt.

Sehr zu empfehlen ist die so genannte Intervall-Therapie, die Andreas Starke in Hamburg anbietet. Informationen über weitere entsprechend ausgebildete Logopäden in Deutschland bietet die Bundesvereinigung Stotterer Selbsthilfe e.V., in Österreich findet der Ratsuchende Hilfe bei der ÖSIS.